1000 Jahre Wathlingen: Wathlingens Schulgebäude, Teil I

(mt) Auf der Baustelle neben der Dorfkirche geht die Renovierung des denkmalgeschützten Küsterhauses in die Endphase. Hier liegen auch die Wurzeln des Wathlinger Schulwesens. Nach dem großen Brand von 1695 wurde dieses Haus mit einer Schulstube errichtet und war für die folgenden zwei Jahrhunderte die Quelle des „geistigen und sittlichen Lebens“ im Dorf, wie in einer Chronik nachzulesen ist.

Die Anfänge einer Schule in Wathlingen liegen wohl in den Jahrzehnten nach der Reformation. 1604 stiftete Ilse von Offensen ein Legat, aus dem auch ein Schulmeister und Küster entlohnt werden sollte. Die Personalunion von Küster und Schulmeister bewährte sich über Jahrhunderte. Wie überall im Land befand sich auch die Wathlinger Elementarschule unter Aufsicht der Kirchengemeinde, die den Lehrer einstellte. Der Unterricht diente vorrangig der religiösen Unterweisung. Lesen wurde mit dem Katechismus und der Bibel gelernt, Schreiben war mehr Buchstabenmalen als Verfertigen eigener Gedanken, Rechnen wurde erst später als Teil des Elementarunterrichts verstärkt eingefordert. Noch 1818 fragt ein offizieller Schulbericht: „Was nützt auch dem Bauernkinde soviel gemeinnützige Weisheit, die es doch hinter dem Pflug gleich wieder verlernt.“ Im 18. Jahrhundert begann der Staat auch auf dem Lande die Schulpflicht durchzusetzen. Allerdings gab es zwischen Ostern und Michaelis (29. September) großzügige Freistellungen, weil die Kinder für landwirtschaftliche Tätigkeiten gebraucht wurden.

1845 legte das Hannoversche Schulgesetz für 120 Schüler eine Lehrerstelle fest. Danach konnte ein Schulgehilfe eingestellt werden. Bei mehr als 200 Schülern gab es die zweite Lehrerstelle. Als in Wathlingen die Schülerzahl stieg, baute man 1852 das Küsterhaus um und erweiterte die Schulstube. Aber schon 1890 war es wieder zu eng. Die politische Gemeinde erwarb von der Familie von Lüneburg das rechts neben dem Küsterhaus liegende Försterhaus und baute es zu einem zweiklassigen Schulgebäude um. Dort gab es sogar eine Toilette für die Kinder, erzählte der Vater einer Alt-Wathlingerin. Bis 1905 wurden hier durchgängig etwa 150 Kinder unterrichtet.
Durch den Aufbau des Kaliwerks und dem damit verbundenen Zuzug von Arbeiterfamilien stieg die Schülerzahl im Jahr 1908 auf 208. Die Gemeinde mietete im Gärtnerschen Gasthaus im Hasklintweg (heute „Oase“) einen dritten Unterrichtsraum an und beschloss den Neubau einer Schule.

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