1000 Jahre Wathlingen: Kunst in der Marien-Kirche

(mt) Wer die Wathlinger St. Marien-Kirche betritt, dessen Blick fällt sofort auf den mittelalterlichen Flügelaltar. Der künstlerisch und qualitativ hochwertige dreiteilige Flügelalter aus der Zeit um 1460 zeigt im Mittelrelief die Anbetung Jesu durch die drei Weisen aus dem Morgenland.

Dieses Motiv bringt damals wie heute die Menschen zum Nachdenken. Solange die drei Weisen dem Stern bedingungslos folgen, bleiben sie auf dem richtigen Weg. Als sie aber in Jerusalem ihrem Leitstern nicht mehr konsequent folgen, sondern sich am „gesunden Menschenverstand“ orientieren und den neugeborenen König im Palast des Regenten suchen, verfehlen sie beinahe ihr Ziel. Aber sie erkennen ihren Irrtum, fragen andere Gelehrte um Rat (übrigens ein Zeichen von Weisheit: Fremden Rat annehmen!) und gelangen doch noch an ihr Ziel. Am Ende finden sie mehr, als sie erhofft haben. Es ist eine Geschichte, in der wir immer wieder erhellende Blicke auf unsere Gegenwart erhaschen können.

Aus der Zeit vor 1695 ist über die Kirche und ihren Flügelaltar wenig bekannt. Das liegt mit Sicherheit an der großen Feuersbrunst von 1695, die einen Großteil des Dorfes, darunter auch das Pfarr– und Witwenhaus, vernichtete. Die Kirche selbst blieb wie durch ein Wunder von den Flammen verschont. Die beiden Seitenflügel des dreiteiligen Schnitzaltars sind in sechs Nischen unterteilt, in denen jeweils ein Apostel unter einem Baldachin steht. Auf der bemalten Außenseite sind Verkündigung, Geburt, Heimsuchung und Beschneidung Jesu dargestellt. Welcher bedeutende Holzschnitzer den Altar voll mitteilsamer Ausdruckskraft einst schuf, ist nicht bekannt. Nach Ansicht von Kunsthistorikern ist unser Altar vom gleichen Meister geschaffen, der auch den Altar der Klosterkirche in Wienhausen gestaltete.

Wer sich in der Kirche umsieht, entdeckt noch weitere Kunstschätze, die man in einer kleinen Dorfkirche nicht vermutet. Die adligen Familien stifteten immer wieder neben wertvollen Altargeräten, ein Kruzifix (um 1480), den Überrest eines Triumph-kreuzes (um 1480), wertvolle Epitaphien, eine Orgel (1707), einen Taufengel (18. Jh., leider stark beschädigt, auf dem Dachboden). Schließlich fallen die bunten figürlichen Kirchenfenster im Chor auf. Baron Alfons von Lüneburg stiftete sie 1901. Die renommierte Werkstatt „Henning & Andres“ aus Hannover führte sie aus.

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