1000 Jahre Wathlingen: Wathlingens Wege

(mt) Wegebau und -unterhaltung gehörten bis ins 16. Jahrhundert zu den Hand- und Spanndiensten der abhängigen Bauern. Dementsprechend schlecht und einfach waren Straßenzustand und Wegebautechnik, denn die Arbeiten wurden nur nachlässig ausgeführt. Später versuchten die Landesherren zumindest für wichtige Durchgangsstraßen die Aufsicht zu übernehmen. Erst als in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Territorien eine effizientere Verwaltung den Wegebau in die Hand nahm, gab es Fortschritte beim Überlandstraßenbau (Chausseen).

Unser Dorf war nur über Sandwege mit den beiden großen überregionalen Chausseen: Celle-Hannover (erbaut 1777-1784) und Celle-Braunschweig (erbaut 1790-1793) verbunden. Bei andauerndem Regen verwandelten sich diese Sandwege schnell in unpassierbare Schlammlöcher, die nur mit Vorspann (zusätzlichen Pferden) zu bewältigen waren. Deshalb mieden Händler die Wathlinger Feldmark und für Wathlingens Bauern war es mühsam und umständlich, den Markt in Celle oder gar Hannover zu erreichen. Als 1883 der neue Pastor Wilhelm Rohde mit Familie bei herbstlichem Regenwetter in Wathlingen eintraf, musste die Familie bis spät abends auf den Möbelwagen warten, der auf dem Heidesandweg zwischen Klein Eicklingen und Wathlingen steckengeblieben war und erst mit Vorspann wieder flottgemacht werden musste.

1962 förderten Kanalisationsarbeiten 30 m vom Haus „Am Bohlgarten 2“ in Richtung der heutigen Schulstraße einen alten Bohlenweg zutage, dessen unterste Schicht aus bearbeiteten Eichenbohlen 2 m tief lag und um 1500 angelegt sein dürfte. Nachfolgende Generationen legten zweimal Auffüllungsschichten aus Sand und dünnen Eichenstämmen darüber, bevor eine Schicht aus 30 cm dicken Eichenbohlen aufgebracht wurde, die aber im Laufe der Zeit unter einer Humus-Sand-Schicht verschwand. Weitere archäologische Grabungen zum Straßenverlauf unterblieben damals.
Wahrscheinlich gab es hier eine besonders schlechte Wegstrecke, die an einen Seitenarm der damals unregulierten Fuhse grenzte und am Sitz des Adelsgeschlechts von Watling vorbeiführte (heute: Am Schmiedeberg). Abhängige Bauern schütteten diesen Abschnitt mehrfach auf und erneuerten ihn. Auch in späteren Jahrhunderten erhöhten Dörfler den Weg mehrmals. Erkennbar ist dies noch heute, denn die angrenzenden Bauerngärten entlang der Schulstraße und Am Thie liegen tiefer als die aufgeschüttete Straße.

Der innerdörfliche befestigte Straßenausbau in größerem Umfang begann erst 1954.

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