1000 Jahre Wathlingen: Wathlingens Schulgebäude, Teil II

(mt) Der Kalibergbau lockte immer mehr Familien mit schulpflichtigen Kindern nach Wathlingen. Bald saßen in jeder der drei jahrgangsübergreifenden Klassen 70 bis 80 Kinder. Die vorhandenen Schulräume platzten aus allen Nähten. Am 29. Dezember 1908 beschloss der Gemeinderat endlich den notwendigen Schulneubau. Nach längerem Suchen fand sich ein passendes Grundstück an der Kahleschen Koppel, der heutigen Schulstraße. 221 Kinder bezogen am 4. April 1910 das Schulgebäude, das neben 3 Klassenräumen auch 2 Lehrerwohnungen im ersten Stock beherbergte. In einer Ecke des Hofes stand das unbeheizte Toilettenhaus mit Plumpsklo. Weil mittlerweile ein knappes Drittel Kinder aus Kali-Familien waren, übernahm das Werk ⅘ der Baukosten und stiftete 400 Mark für eine Turmuhr. 1991 zerstörte ein Dachstuhlbrand das Uhrwerk, das jetzt im Jubiläumsjahr wieder instand gesetzt werden soll.

Damals war es üblich, dass der Kirchenpatron Herr von Lüneburg und der evangelische Pfarrer als örtlicher Schulinspekteur die Lehrkräfte auswählten. Alt-Wathlinger berichteten rückblickend, dass die beiden dabei stets ein glückliches Händchen gehabt hatten. Das Kaliwerk expandierte weiter. 1912 besuchten 310 Kinder in 6 Klassen die Schule. Nur drei Jahre nach Fertigstellung des Neubaus stimmte der Rat im März 1913 für einen Anbau mit drei weiteren Klassenräumen und drei Lehrerwohnungen. Die Schule wurde jetzt auch an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen, das die Überlandzentrale seit 1913 im Dorf installierte. 1929 diskutierte der Rat einen weiteren Schulausbau, aber die Weltwirtschaftskrise verhinderte die Ausführung.

Nach dem Krieg diente die Schule als Hauptquartier der Besatzungsmächte und Kurzzeitgefängnis für die örtlichen NSDAP-Größen. Am 26.4. 1949 zählte die Schule 685 Kinder. Diesmal waren es vor allem die 242 hinzugekommenen Kinder der Flüchtlingsfamilien, die einen Erweiterungsbau notwendig machten. 1951 wurde ein weiteres Gebäude errichtet, drei Jahre später war eine Turnhalle fertiggestellt. 1961 kamen eine Lehrküche, ein Ess-, ein Werk– und ein Physikraum hinzu. 1966 beschloss der Rat in dem Schulgebäude auch eine Sonderschule einzurichten. Die erste „Sonderschulklasse“ begann 1969, aus der sich die Janusz-Korczak-Förderschule entwickelte. Als 1979 die Haupt- und Realschule in die Kantallee übersiedelten, verblieben in der Schulstraße die Grundschule und die Förderschule. Ein neuer Mitteltrakt mit Pausen-, Verwaltungs- und Klassenräumen modernisierte die Schule ein weiteres Mal. Als die Förderschule im Rahmen der Inklusion 2016 schloss, bezog eine Kindergartengruppe die Schulräume.

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