1000 Jahre Wathlingen: Das Dorf der Störche

(mt) Um 1909 erschien dem Heidedichter Hermann Löns (1866-1914) Wathlingen noch als beschauliches Kirchdorf an der Schwelle zur Moderne: „Es gab eine Zeit, in der jedes Dach im Dorfe ein Storchennest trug und manches sogar zwei. Seitdem aber mit den Strohdächern die Nester zur Erde mußten, blieb manches Storchenpaar aus, und andere kamen nicht wieder, als man ihnen ihre Jungen nahm und sie den Handelsleuten verkaufte, die sie nach England schafften, dem storchenlosen Lande. Aber zwanzig Paare mögen heute in Wathlingen noch brüten, und wo Heu aufgeladen wird, da stelzt ernst und würdevoll Herr Langbein zwischen den Leuten umher und fängt die Mäuse, Frösche und Käfer fort, die die Harke bloßlegt.“ Auch die Postkarte aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zeichnet dieses Bild von unserem Dorf.

Störche haben einen Tagesbedarf von 500 bis 700 Gramm Nahrung, das sind etwa 700 Regenwürmer und 16 Mäuse oder Frösche. Wenn ein Storch eine Familie mit zwei Jungstörchen zu versorgen hat, steigt der Nahrungsbedarf einer Storchenfamilie auf gut 4,5 Kilo. Die feuchten Wiesen und extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen bieten dem Storch ausreichend Nahrung.

Der Storchenbetreuer des Landkreises Celle berichtet, dass es um 1900 in Wathlingen 29 Nester gab, 1934 wurden noch 11 gezählt und im Jahr 1954 waren es noch ganze 4 Nester. Als 2020 ein Eigentümer des Grundstückes „An den Röstebänken/Molkereistraße“ auf seiner Scheune ein Storchennest errichtete, galt er als unverbesserlicher Optimist. Zu aller Überraschung kamen aber am 11.4.2020 zwei Weißstörche und zogen nach 53 Jahren in Wathlingen wieder drei Jungstörche auf. Im Folgejahr wurden in diesem Nest 4 Jungstörche flügge. Aktuell ist das Nest zwar stundenweise besucht, aber der Stammstorch mit dem Namen DEW 1T083 ist ein sog. „Ostzieher“. Diese Störche verspäten sich in diesem Jahr. Deshalb, so der Storchenbetreuer, heißt es, warten auf den Stammstorch.

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